Sozialpsychologie
Vorurteile und Stereotype
Vorurteile
Eine Einstellung ist die Bewertung eines Menschen, die durch Verhalten nach außen transportiert werden kann. Wie diese entstehen und beeinflusst werden können, wird von der Einstellungsforschung erforscht:
- Einflüsse durch Eltern, Lehrer, Freunde
- Einflüsse durch Medien, Übernahme akzeptierter Meinungen
- Generalisation persönlicher Alltagserfahrungen
Ein Vorurteil ist eine besondere Form der Einstellung und eine Übergeneralisierung unseres Gehirns, um Rechenleistung zu sparen. Personen werden anhand ihrer Kleidung, Hautfarbe usw. unterbewusst eingeordnet, niemand lebt völlig vorurteilsfrei. Sie kontrollieren unsere Informationsverarbeitung und sind dementsprechend schwer loszuwerden, auch, weil sie das Ziel haben, sich selbst zu bestätigen und meistens nicht hinterfragt werden.
Das Zielobjekt der Vorurteile sind Sachverhalte oder Personengruppen. Sie entspringen häufig aus „unerwünschten Abweichungen von der Norm“, also offensichtlichen (Hautfarbe, Geschlecht,...) oder verborgenen Stigmata (Krankheit, Religion,...). Rassismus und Sexismus entspringen aus Vorurteilen.
Auswirkungen von Vorurteilen:
- Verzerrung unserer Wahrnehmung (Wahrnehmung und Interpretation von Ereignissen)
- Verhalten: Fördern von Abneigung, Furcht, Diskriminierung (Benachteiligung einer Person aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe)
Ursachen von Vorurteilen:
- Gesellschaftlich - Soziale Ungerechtigkeit: Armut = Faulheit, Reichtum muss rechtfertigt werden
- Kognitiv: Kategorisierung anderer Menschen, z.B. Schwarze Hautfarbe -> Nicht-Österreicher/schlechte Deutschkenntnisse (obwohl falsch)
- Emotional: Sündenbock für eigene Unzufriedenheit - Abgabe der Schuld
Überwindung von Vorurteilen:
- Kontakthypothese: Kontakt mit stigmatisierten Menschen, um Vorurteile abzubauen; Anforderungen: gleicher Status, gemeinsames Ziel, kooperatives Arbeiten erforderlich; Hilfreich: gemeinsame soziale Normen
- Kognitiver Ansatz: Lernen über fremde Gruppen, um Vorurteile abzubauen
Stereotype
Ein Stereotyp ist dem Vorurteil ähnlich, ist allerdings nicht zwingend negativ und bezieht sich ausschließlich auf eine Personengruppe. Durch Stereotype werden häufig vorkommende Eigenschaften/Überzeugungen/Meinungen generalisiert und vereinfacht und unkritisch auf alle anderen Personen der betreffenden Personengruppe übertragen. Wir übernehmen Stereotype meist in unserer Kindheit von unserer Umgebung. (z.B.: Alle Schweizer sind pünktlich.)
Autostereotypen sind die identitätsstiftenden Eigenschaften, die die betreffende Nation sich selbst zuschreibt. Heterostereotypen sind Eigenschaften, die einer fremden Nation zugeschrieben werden.
Stereotype können u.a. Durch Witze oder Medien (z.B. Darstellung einer bestimmten Nation in Filmen) verbreitet werden. Sie verzerren, wie Vorurteile, unsere Wahrnehmung.
Die Gruppe
Sobald Menschen über einen längeren Zeitraum interagieren, bilden sie Gruppen. Diese haben folgende Eigenschaften:
- Interaktionsmöglichkeiten: möglicher Austausch miteinander
- Zugehörigkeitsgefühl
- Homogenität: ähnliches/gleiches Alter, Geschlecht, Bedürfnisse,...
- Soziale Struktur: Rollen (zugeschriebene Erwartungen - individuell anhand von Persönlichkeit, oder aber nur Geschlecht o.ä.) - jeder hat seinen Platz
- Geteilte Normen: Anpassen an Normen, um in der Gruppe akzeptiert zu werden
Menge und Masse
Eine Menge ist eine Gruppe an Personen, die zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufeinandertreffen. Wird diese Menge durch das Einwirken äußerer Umstände zum gemeinschaftlichen Handeln bewegt (Panik, Einsteigen in den Zug bei zu wenig Platz,... -> affektive Verbindung), so wird sie zur Masse. Aus einer Gruppe, die ihre feste innere Ordnung hat, kann z.B. eine Masse entstehen, wenn ein gemeinsamer „Gegner“ verhöhnt wird. Ein Anführer weist Suggestibilität auf, kann aufgestaute Gefühle anstacheln und zum Ausbruch bringen und macht die Masse dadurch lenkbar.
Psychosomatik in der Gruppe
- Alpha-Position (α): Anführer der Gruppe; Gruppenmitglieder identifizieren sich mit ihr; Repräsentiert die Gruppe; Diskutiert nicht, sondern handelt
- Beta-Position (β): Autorität durch Wissen/Können, bringt sachliche Argumente; legitimiert sich im Gegensatz zu α durch ihr Können
- Gamma-Position (γ): Mitläufer, trägt keine eigene Verantwortung; folgen α blind und identifizieren sich mit ihr
- Omega-Position (Ω): Feind der Gruppe; am Rand positioniert durch bewusste Provokation oder Unsicherheit, Neuheit, o.ä.; von α bewusst oder unausweichlich, weil er anders ist, provoziert
Durch solche Rollen intensivieren wir kooperatives zwischenmenschliches Verhalten, fühlen uns aber auch eingeengt und sind, je nach Rolle, unterwürfig, oder üben unsere Macht auch aus, wie auch Experten bestätigen.
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