Entwicklungspsychologie
In der Entwicklungspsychologie soll die Entwicklung eines Menschen erforscht werden - körperlich, psychisch und sozial. Zu finden im Buch auf der Seite 113.
Allgemeine Informationen
Ursachen für Veränderungen:
- biologische Prozesse (Wachstum, Reifung)
- Umweltbedingungen (Lernen, Erfahrung)
- Aktive Selbstgestaltung
Früher wurden hauptsächlich Kindesalter und Adoleszenz erforscht, mittlerweile eher Erwachsenenalter.
Auch vorgeburtliche Ereignisse prägen die Entwicklung.
Genaue Vorhersagen sind unmöglich, die Entwicklung kann aber abgeschätzt werden. Besonders wichtig: emotionale Bindung zur Bezugsperson und Erziehung in der frühen Kindheit.
Forschungsmethoden:
- Querschnittmethode: mehrere Personen unterschiedlichen Alters zum gleichen Zeitpunkt untersucht und verglichen
- Längsschnittmethode: dieselben Personen über längeren Zeitraum untersucht
- Sequenzmethode: Kombination. Verschiedene Personen zu verschiedenen Zeitpunkten untersucht
Anlage-Umwelt-Konflikt
Wird unser Verhalten durch unsere Gene oder äußere Einflüsse bestimmt? Zu finden im Buch auf Seite 115 bis 117.
Reifungstheorien
Halten unser Verhalten und unsere Entwicklung für genetisch vorbestimmt. Genetische Prädisposition: Verhalten und Entwicklung sind genetisch vorbestimmt Angelegte (endogene) Faktoren: Physiologischen, angeborenen Potentiale
Milieutheorien
Gehen davon aus, dass 40-50% einer Persönlichkeit genetisch bestimmt sind. Ob diese auch aktiviert werden, ist von äußeren (exogenen) Faktoren (Umweltfaktoren) abhängig.
Wichtige Faktoren für den Entwicklungsverlauf:
- Pränatale Umgebung (Gewohnheiten d. Mutter während d. Schwangerschaft)
- Frühe Erfahrungen (z.B. Mehr neuronale Verbindungen entwickeln sich bei vielen Umweltreizen und viel Zuneigung)
- Kulturelle Faktoren (Anpassung an allgemein anerkannte Richtlinien)
- Soziale Faktoren (Einfluss durch Lehrer, Mitschüler, Freunde,...)
Interaktionistische Theorien
Halten hauptsächlich autogene Faktoren für wichtig, also unsere eigenen Entscheidungen und selbst gesetzten Ziele, die allerdings wechselseitig von Personen und der Umwelt beeinflusst werden.
Neurowissenschaftliche Theorien
Das Gehirn entwickelt sich, neuronale Verbindungen werden im Laufe des ersten Lebensjahres geknüpft und das Netz verdichtet sich. Genutzte Verbindungen bleiben, nicht genutzte verschwinden wieder. Besonders wichtig sind dabei Beziehungen zu anderen Menschen, die uns beeinflussen.
Entwicklung in der Kindheit
Eingeschränkt auf die motorische Entwicklung, die Entwicklung des Zeichnens und die sprachliche Entwicklung.
Motorische Entwicklung
Reflexe bei Babys:
- Mororeflex (Umklammerungsreflex): „Umklammern“ mit Händen bei plötzlichem Senken des Kindes („fallen“)
- Greifreflex: Hand bildet Faust bei Druck auf Handinnenfläche
- Schreitreflex: Schreitbewegungen bei senkrechtem Halten mit Bodenkontakt
Die Entwicklung des Gehirns ermöglicht solche Reflexe, die Entwicklung der Knochen und Muskeln Bewegungen. Diese werden jedoch, nicht, wie häufig gedacht, von Kind zu Kind zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlicher Reihenfolge (z.B. Gehen, dann krabbeln) erlernt. Gehen durchschnittlich nach 15 Monaten.
Entwicklung des Zeichnens
Jedes Kind zeichnet gerne und sollte dabei ermutigt und nicht kritisiert werden, sonst hat es keinen Spaß mehr dabei. Das Zeichnen ist mit motorischen Fähigkeiten verbunden.
Entwicklungsphasen:
- 1/2-1 Jahr - Spurschmieren: Schmierspuren in Sand, Brei, Schnee,...
- 1-3 Jahre - Kritzeln: Schwungvolle Bewegungen, scheinbar bedeutungslose Zeichnung; Kind kann diese aber interpretieren bei Nachfragen
- 3-5 Jahre - Kopffüßer: Erste Lebewesen; Kopf + Füße ohne Rumpf
- Ab 4 Jahren - Symbolstadium: Organisierte Bilder mit bedeutungsvoller Farbe und Motiven; auch Häuser, Bäume, Schiffe, Tiere,...
- 5-8 Jahre - Naiver Realismus: „Röntgenbilder“ - auch nicht sichtbare Dinge; wichtiges ist groß
- 8-12 Jahre - Visueller Realismus: Detailreich, Perspektive, Proportionen
Sprachliche Entwicklung
Verläuft über mehrere Jahre hinweg.
Entwicklungsphasen:
- 0-13 Monate - Vorsprachliche Phase:
- Appellfunktion - Wünsche durch Körpersprache, Mimik, Laute ausgedrückt (Lachen/Weinen)
- Gurrlaute - aaaaaa, uuuuu,... (Vokalketten)
- Nach ½ Jahr - bababa, gagaga,... (Vokal + Konsonant) - ahmt damit Melodie der Muttersprache nach
- Erstes Wort nach knapp 1 Jahr - wird dann für alles verwendet
- Erste sinnvolle Wörter (meist Mama, Papa, dann Baby und Ball)
- 1-2 Jahre - Beginn des Sprechens:
- 1 Jahr: Einwortsätze
- 1 1/2 Jahre: Wortschatz 50 Worte
- 2 Jahre: Wortschatz 200 Worte, Zweiwortsätze
- 3-6 Jahre - Weitere Sprachentwicklung:
- 3 Jahre: „Warum-Fragen“
- 5 Jahre: Wünsche, Bedürfnisse, Antworten, Begründungen,...
- Handlungsbegleitendes Sprechen: Handlungen werden kommentiert
- 6 Jahre: Wortschatz 2500 Worte; Erlernt inneres Sprechen in der Schule
Bedingungen für erfolgreiche Spracherziehung: Sprachliche Vorbilder, korrekte Erwachsenensprache (keine Babysprache), keine Redeverbote (Rededrang des Kindes), liebevolle Zuwendung der Eltern
Erziehung
Erziehung ist laut Herman Nohl:
- Leidenschaftliches, positives, emotionales, freiwilliges Verhältnis eines erfahrenen Menschen zu einem werdenden Menschen
- Einfühlvermögen in die Anlagen des Kindes und seine Bildsamkeit, in Hinsicht auf sein zukünftiges Leben
Laut Reinhard und Anne-Marie Tausch sind folgende Werte essentiell für eine positive Eltern-Kind-Beziehung:
- Wertschätzung: Rücksichtnahme und Aufmerksamkeit auf das Kind
- Verständnis: Einfühlvermögen in die Gefühlswelt des Kindes
- Echtheit: Übereinstimmung der Handlungen mit den eigenen Werten
Konsequente Wertschätzung, Verständnis und Echtheit fördern bei Kindern Selbstwert, Selbstvertrauen und Selbstakzeptanz (seelisches und körperliches Wohlbefinden).
Die erste Autonomiephase (Trotzphase, 2-4 Jahre)
Das Kind entwickelt seinen eigenen Willen und strebt nach Autonomie. Dahinter steckt eigentlich der Wunsch nach Loslösung von den Eltern und sich selbst auszuprobieren. Es wird bei Verweigerung seiner Wünsche wütend und will diese unbedingt durchsetzen und ist nicht gehorsam. Es lernt:
- den eigenen Willen zu entwickeln.
- Entscheidungen zu treffen.
- Lösungen in Konfliktsituationen zu finden.
- seine Gefühle zu äußern.
- eigene Erfahrungen zu sammeln, ob positive oder negative.
Da sich Kinder selbst ausprobieren, geht in dieser Phase vieles kaputt. Gerade hier ist Einfühlsvermögen gefragt.
Erziehungsstile
Wie Eltern ihre Kinder erziehen, loben, bestrafen usw., hängt von ihren eigenen Charaktereigenschaften und Werten ab.
- Der Autoritäre Erziehungsstil: kaum Selbstbestimmung, wenig Eingehen auf Wünsche, Gehorsam sehr wichtig, Befehle und Verbote
- Der Demokratische Erziehungsstil: Rücksicht auf Bedürfnisse und Wünsche, selbstbestimmtes Handeln innerhalb bestimmter Grenzen (Kind = Gleichwertiger Partner -> gegenseitiges Verständnis und Offenheit)
- Der Laissez-faire-Erziehungsstil: permissiv; alles erlaubt, kaum Eingriffe; Freiwilligkeit und Selbstbestimmung sehr wichtig
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