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Die Französische Revolution

Skriptum von Herrn Bannmüller.

Gesellschaftsordnung im Ancien Régime

(= alte absolutistische Herrschaft der Bourbonen)

Bevölkerung in Frankreich: ca. 25 Millionen

Die 3 Stände (états)

  1. Klerus: ca. 120.000 Kleriker, ca. 0,5% der Bevölkerung
  2. Adel: ca. 350.000 Adelige, ca. 1,5% der Bevölkerung
  3. Dritter Stand: „Rest“ der Bevölkerung, 98% der Bevölkerung

Klerus und Adel waren priviligiert, zahlten keine Steuern, hatten seit Ludwig XIV. aber auch keine politische Mitsprache.

Der 3. Stand beinhaltet alles vom ärmsten Tagelöhner bis zum reichsten Bankier. Sie hatten keine Privilegien, mussten alles bezahlen und trugen durch ihre Steuern den ganzen Staat. Es war eine sehr inhomogene Gruppe.

Innerhalb des 3. Standes wird eine Gruppe maßgeblich: die Bourgoisie (= Großbürgertum, aufgeklärt, reich). Diese Großbürger forderten politische Mitsprache, weil sie den Staat „am Laufen hielten“: sie finanzierten alles; Klerus, Adel und Hof hatten bei ihnen Schulden.

Die Kleinbürger waren Handwerker, Kleingewerbetreibende (z.B. Perrückenmacher, Barbiere, Milchverkäufer, Fleischverkäufer, Metzger), nicht oder wenig aufgeklärt; ihnen ging es nicht um Politik, sie wollten ihre Tradition, ihre Zunftordnung erhalten.

Die Tagelöhner mussten 16 Stunden am Tag arbeiten und
45 ihres Einkommens für Brot ausgeben (z.B. Dienstboten, Wäscherinnen, Wasserträger, Holzträger,...).

Die Bauern stellten mit ca. 20 Millionen die größte Gruppe im Staat und innerhalb des 3. Standes dar. Sie waren zwar frei, aber nur 35% des Grunds gehörte ihnen. (65% war in der Hand der Adeligen und des Klerus.) Die größte Gruppe innerhalb der Bauernschaft waren Landarbeiter (Tagelöhner auf dem Land, Knechte; fristeten ein miserables Leben). Wegen des merkantilistischen Systems mussten die Bauern den größten Teil der öffentlichen Lasten tragen: 3-fache Abgaben an den Staat, an die Kirche und an die das Land besitzenden Adeligen.

Staatskrise und Einberufung der Generalstände

Generalstände = états généraux

Seit Ludwig XIV. machte Frankreich große Anstrengungen, der mächtigste europäische Staat zu werden: eine enorme Aufrüstung des Heeres, die Ausgaben für die Marine hatten sich verfünffacht → Auch half Frankreich den amerikanischen Kolonisten in ihrem Aufstand gegen England. Daneben größter Luxus am Hof von Versailles.

⇒ Unter Ludwig XVI. war die Staatskasse leer. Reformwillige Finanzminister scheiterten am Widerstand der Privilegierten, Adel und Klerus. Ludwig XVI., verheiratet mit Marie Antoinette (Tochter Maria Theresias), war ein eher schwacher und desinteressierter Herrscher (er ging lieber jagen und interessierte sich mehr für das Kaminsystem und die Türschlösser im Schloss Versailles).

Im Dezember 1788 war der Staat nicht mehr zahlungsfähig. Der König musste nun die Stände wieder einberufen: Sie waren seit Ludwig XIV. zu keiner Versammlung mehr einberufen worden. Für die Stände war diese Einberufung eine Chance auf politische Mitsprache. 1788 wählte nun jeder Stand Abgeordnete, wobei der König spekulierte, dass sich die Stände gegenseitig ausschalten würden: dass der privilegierte erste und zweite Stand den dritten Stand überstimmte. Denn abgestimmt wurde nach Ständen und nicht nach Köpfen.

Jedoch der König verspekulierte sich:
23 der Klerus-Abgeordneten und
13 der adeligen Abgeordneten verbündeten sich mit dem dritten Stand (z.B. der Graf Mirabeau, Marquis de Lafayette, Erzbischof Talleyrand). → Sie waren von der Aufklärung stark beeinflusst und sie sahen die Missstände im Staat. Auch kämpften einige französische Adelige im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auf Seiten der Kolonisten und übernahmen deren demokratische und republikanische Ideen.

Die Abgeordneten des dritten Standes waren hauptsächlich Rechtsanwälte und stammten aus dem aufgeklärten Bildungsbürgertum. Bauern waren nicht vertreten, sie hatten keine Abgeordneten in der Ständeversammlung.

Situation Anfang 1789

König Ludwig XVI. war bankrott, er musste die Generalstände einberufen, weil er ohne Geld nicht mehr regieren konnte. Der dritte Stand setzte gegenüber den privilegierten Ständen durch, dass er so viele Abgeordnete stellen durfte, wie der erste und zweite Stand zusammen. Ferner einigten sich die Stände darin, nicht mehr gegeneinander zu stimmen. Offen blieb zunächst die Frage, ob wie bisher nach Ständen, oder ob nach Köpfen abgestimmt werden soll.

Die drei parallel ablaufenden Revolutionen

Die Revolution der Abgeordneten in Versailles

Die Vertreter der drei Stände versammelten sich am 5. Mai 1789 in Versailles. Ludwig XVI. trat auf, gekleidet in volles Staatsornat mit Krone und Zepter, und gebot, die Staatsfinanzen zu sanieren. Dann drehte er den Abgeordneten den Rücken zu und ging wieder. Sein Auftritt lässt keinen Zweifel, dass er am Absolutismus festhalten will. Er ignoriert die Tagesordnung und nimmt keine Stellung ein zur Frage, ob nach Köpfen oder nach Ständen abgestimmt werden soll.

Die Abgeordneten fingen nun an, über alles mögliche zu diskutieren; zur Frage der Abstimmung bestand der dritte Stand darauf, dass nach Köpfen abgestimmt wird.

Es wurde mehrere Wochen lang fruchtlos über alles diskutiert, dann wurde es den Abgeordneten des dritten Stands zu dumm: Sie gaben eine Erklärung ab, dass sie die alleinige Vertretung des Volkes (98%!) wären: Dass diese Versammlung eigentlich keine Zusammenkunft der Stände wäre, sondern eine Nationalversammlung.

Daraufhin ließ der König den Versammlungsraum zusperren. Die Abgeordneten aller Stände verließen Versailles aber nicht, sondern besetzten das „Ballhaus“ (Tennissaal) und schworen, sich niemals zu trennen, bis eine Verfassung vollendet ist. → Aus den Generalständen ist in diesem Augenblick eine verfassungsgebende Nationalversammlung, eine Konstituante geworden.

Die Revolution der Pariser Bürger

Als die Bürger in Paris hörten, dass Ludwig den Versammlungsraum in Versailles absperren ließ, die Abgeordneten aber trotzdem weitermachten, nahmen sie die im Invalidendom gelagerten Waffen der königlichen Truppen und stürmten die Bastille (14. Juli 1789 Sturm auf die Bastille = französischer Nationalfeiertag). Leider blieb es nicht dabei: Die Bürgererhebung eskalierte, Staatsbeamte wurden ermordet durch die Bürger, ihre Köpfe auf Lanzen gesteckt und durch die Straßen getragen.

Im Oktober 1789 wurde in Paris wieder einmal das Brot knapp. Pariser Männer und Frauen marschierten daraufhin nach Versailles, um die königliche Familie zu holen. Diese flüchtete zwar, jedoch wurde ihre Kutsche erkannt. Die königliche Familie wurde nach Paris übersiedelt, Ludwig XVI. in der Folge degradiert als Bürger Louis Capet. Seine Frau Marie Antoinette wurde stark denunziert, in weiterer Folge beide hingerichtet.

Die Revolution der Bauern

Ausgehend vom Zentrum Paris breitet sich die Revolution flächenbrandartig über ganz Frankreich aus. Ab Juli 1789 zogen die Bauern gegen die Schlösser ihrer Gutsherrschaften und plünderten diese (ähnliche Ereignisse wie in den Bauernkriegen der Reformationszeit 16. Jahrhundert). Die Schlösser wurden angezündet, die Adeligen wurden getötet, wenn sie nicht rechtzeitig ins Ausland flohen.

Unter dem Eindruck der blutigen Geschehnisse einigten sich die Abgeordneten der Nationalversammlung im Ballhaus. Es kam zur:

  • feierlichen Erklärung der Menschenrechte (siehe Handout)
  • Verstaatlichung des Kirchenguts zur Sanierung der Finanzen; es wurden Assignaten (= Gutscheine, Anteilscheine) auf die beschlagnahmten Kirchengüter ausgegeben. Diese dienten als Papiergeld
  • Abschaffung des Klerus: Pfarrer und Priester galten als Beamte und mussten einen Eid auf die Verfassung leisten
  • Einführung des metrischen Systems

Nach der Absetzung des Königs Ludwig XVI., seiner Degradierung zum Bürger Capet und Hinrichtung 1793 wurde Frankreich vom Nationalkonvent (= gewählte Nationalversammlung) regiert. Dort entstanden folgende Parteien:

  • Die Jakobiner, benannt nach ihrem Versammlungsort Sankt Jakobus. Sie waren revolutionär, anti-monarchistisch und wesentlich an der Legislative beteiligt. Unter dem Einfluss der Montagnards und Robespierres radikalisierten sie sich: Einführung des Dezimalsystems auch für die Zeit, für Tage und Monate, diese wurden umbenannt. Abschaffung der Religion zugunsten eines Kults der Vernunft.

    • Der Schrecken (terreur) wird offiziell als Regierungsmittel anerkannt
    • Verdächtige Konterrevolutionäre durften sofort getötet werden
    • Festsetzung der Lebensmittelpreise durch die Regierung
  • Die Girondisten. Viele gemäßigte Abgeordnete kamen aus dem Département Gironde. Sie waren gemäßigt, intellektuell, gebildet, sie gewannen jeden Disput gegen die Jakobiner. Problem: Die Girondisten wurden "von der Straße" nicht verstanden. → Die einfachen Leute konnten von den Jakobinern gegen die Girondisten aufgehetzt werden: Viele Girondisten wurden während der Zeit des Terreurs getötet.

    Die Revolution frisst ihre Kinder

  • Die Montagnards (montagne = Berg). Mitglieder der Montagnards waren Danton, Marat, Robespierre. Das Parteiprogramm der Montagnards war der Hass auf die Girondisten. Sie unterwanderten die Mehrheit der Jakobiner → Beginn des Terreurs: 15000 Tote allein in Paris.