Geschichte
Französische Revolution
Skriptum: Französische Revolution
Skriptum von Herrn Bannmüller.
Gesellschaftsordnung im Ancien Régime
(= alte absolutistische Herrschaft der Bourbonen)
Bevölkerung in Frankreich: ca. 25 Millionen
Die 3 Stände (états)
- Klerus: ca. 120.000 Kleriker, ca. 0,5% der Bevölkerung
- Adel: ca. 350.000 Adelige, ca. 1,5% der Bevölkerung
- Dritter Stand: „Rest“ der Bevölkerung, 98% der Bevölkerung
Klerus und Adel waren priviligiert, zahlten keine Steuern, hatten seit Ludwig XIV. aber auch keine politische Mitsprache.
Der 3. Stand beinhaltet alles vom ärmsten Tagelöhner bis zum reichsten Bankier. Sie hatten keine Privilegien, mussten alles bezahlen und trugen durch ihre Steuern den ganzen Staat. Es war eine sehr inhomogene Gruppe.
Innerhalb des 3. Standes wird eine Gruppe maßgeblich: die Bourgeoisie (= Großbürgertum, aufgeklärt, reich). Diese Großbürger forderten politische Mitsprache, weil sie den Staat „am Laufen hielten“: sie finanzierten alles; Klerus, Adel und Hof hatten bei ihnen Schulden.
Die Kleinbürger waren Handwerker, Kleingewerbetreibende (z.B. Perrückenmacher, Barbiere, Milchverkäufer, Fleischverkäufer, Metzger), nicht oder wenig aufgeklärt; ihnen ging es nicht um Politik, sie wollten ihre Tradition, ihre Zunftordnung erhalten.
Die Tagelöhner mussten 16 Stunden am Tag arbeiten und
Die Bauern stellten mit ca. 20 Millionen die größte Gruppe im Staat und innerhalb des 3. Standes dar. Sie waren zwar frei, aber nur 35% des Grunds gehörte ihnen. (65% war in der Hand der Adeligen und des Klerus.) Die größte Gruppe innerhalb der Bauernschaft waren Landarbeiter (Tagelöhner auf dem Land, Knechte; fristeten ein miserables Leben). Wegen des merkantilistischen Systems mussten die Bauern den größten Teil der öffentlichen Lasten tragen: 3-fache Abgaben an den Staat, an die Kirche und an die das Land besitzenden Adeligen.
Staatskrise und Einberufung der Generalstände
Generalstände = états généraux
Seit Ludwig XIV. machte Frankreich große Anstrengungen, der mächtigste europäische Staat zu werden: eine enorme Aufrüstung des Heeres, die Ausgaben für die Marine hatten sich verfünffacht → Auch half Frankreich den amerikanischen Kolonisten in ihrem Aufstand gegen England. Daneben größter Luxus am Hof von Versailles.
⇒ Unter Ludwig XVI. war die Staatskasse leer. Reformwillige Finanzminister scheiterten am Widerstand der Privilegierten, Adel und Klerus. Ludwig XVI., verheiratet mit Marie Antoinette (Tochter Maria Theresias), war ein eher schwacher und desinteressierter Herrscher (er ging lieber jagen und interessierte sich mehr für das Kaminsystem und die Türschlösser im Schloss Versailles).
Im Dezember 1788 war der Staat nicht mehr zahlungsfähig. Der König musste nun die Stände wieder einberufen: Sie waren seit Ludwig XIV. zu keiner Versammlung mehr einberufen worden. Für die Stände war diese Einberufung eine Chance auf politische Mitsprache. Im Frühjahr 1789 wählte nun jeder Stand Abgeordnete, wobei der König spekulierte, dass sich die Stände gegenseitig ausschalten würden: dass der privilegierte erste und zweite Stand den dritten Stand überstimmte. Denn abgestimmt wurde nach Ständen und nicht nach Köpfen.
Jedoch der König verspekulierte sich:
Die Abgeordneten des dritten Standes waren hauptsächlich Rechtsanwälte und stammten aus dem aufgeklärten Bildungsbürgertum. Bauern waren nicht vertreten, sie hatten keine Abgeordneten in der Ständeversammlung.
Situation Anfang 1789
König Ludwig XVI. war bankrott, er musste die Generalstände einberufen, weil er ohne Geld nicht mehr regieren konnte. Der dritte Stand setzte gegenüber den privilegierten Ständen durch, dass er so viele Abgeordnete stellen durfte, wie der erste und zweite Stand zusammen. Ferner einigten sich die Stände darin, nicht mehr gegeneinander zu stimmen. Offen blieb zunächst die Frage, ob wie bisher nach Ständen, oder ob nach Köpfen abgestimmt werden soll.
Die drei parallel ablaufenden Revolutionen
Die Revolution der Abgeordneten in Versailles
Die Vertreter der drei Stände versammelten sich am 5. Mai 1789 in Versailles. Ludwig XVI. trat auf, gekleidet in volles Staatsornat mit Krone und Zepter, und gebot, die Staatsfinanzen zu sanieren. Dann drehte er den Abgeordneten den Rücken zu und ging wieder. Sein Auftritt lässt keinen Zweifel, dass er am Absolutismus festhalten will. Er ignoriert die Tagesordnung und nimmt keine Stellung ein zur Frage, ob nach Köpfen oder nach Ständen abgestimmt werden soll.
Die Abgeordneten fingen nun an, über alles mögliche zu diskutieren; zur Frage der Abstimmung bestand der dritte Stand darauf, dass nach Köpfen abgestimmt wird.
Es wurde mehrere Wochen lang fruchtlos über alles diskutiert, dann wurde es den Abgeordneten des dritten Stands zu dumm: Sie gaben eine Erklärung ab, dass sie die alleinige Vertretung des Volkes (98%!) wären: Dass diese Versammlung eigentlich keine Zusammenkunft der Stände wäre, sondern eine Nationalversammlung.
Daraufhin ließ der König den Versammlungsraum zusperren. Die Abgeordneten aller Stände verließen Versailles aber nicht, sondern besetzten das „Ballhaus“ (Tennissaal) und schworen, sich niemals zu trennen, bis eine Verfassung vollendet ist. → Aus den Generalständen ist in diesem Augenblick eine verfassungsgebende Nationalversammlung, eine Konstituante geworden.
Die Revolution der Pariser Bürger
Als die Bürger in Paris hörten, dass Ludwig den Versammlungsraum in Versailles absperren ließ, die Abgeordneten aber trotzdem weitermachten, nahmen sie die im Invalidendom gelagerten Waffen der königlichen Truppen und stürmten die Bastille (14. Juli 1789 Sturm auf die Bastille = französischer Nationalfeiertag). Leider blieb es nicht dabei: Die Bürgererhebung eskalierte, Staatsbeamte wurden ermordet durch die Bürger, ihre Köpfe auf Lanzen gesteckt und durch die Straßen getragen.
Im Oktober 1789 wurde in Paris wieder einmal das Brot knapp. Pariser Männer und Frauen marschierten daraufhin nach Versailles, um die königliche Familie zu holen. Diese flüchtete zwar, jedoch wurde ihre Kutsche erkannt. Die königliche Familie wurde nach Paris übersiedelt, Ludwig XVI. in der Folge degradiert als Bürger Louis Capet. Seine Frau Marie Antoinette wurde stark denunziert, in weiterer Folge beide hingerichtet.
Die Revolution der Bauern
Ausgehend vom Zentrum Paris breitet sich die Revolution flächenbrandartig über ganz Frankreich aus. Ab Juli 1789 zogen die Bauern gegen die Schlösser ihrer Gutsherrschaften und plünderten diese (ähnliche Ereignisse wie in den Bauernkriegen der Reformationszeit 16. Jahrhundert). Die Schlösser wurden angezündet, die Adeligen wurden getötet, wenn sie nicht rechtzeitig ins Ausland flohen.
Unter dem Eindruck der blutigen Geschehnisse einigten sich die Abgeordneten der Nationalversammlung im Ballhaus. Es kam zur:
- feierlichen Erklärung der Menschenrechte (siehe Handout)
- Verstaatlichung des Kirchenguts zur Sanierung der Finanzen; es wurden Assignaten (= Gutscheine, Anteilscheine) auf die beschlagnahmten Kirchengüter ausgegeben. Diese dienten als Papiergeld
- Abschaffung des Klerus: Pfarrer und Priester galten als Beamte und mussten einen Eid auf die Verfassung leisten
- Einführung des metrischen Systems
Nach der Absetzung des Königs Ludwig XVI., seiner Degradierung zum Bürger Capet und Hinrichtung 1793 wurde Frankreich vom Nationalkonvent (= gewählte Nationalversammlung) regiert. Dort entstanden folgende Parteien:
-
Die Jakobiner, benannt nach ihrem Versammlungsort Sankt Jakobus. Sie waren revolutionär, anti-monarchistisch und wesentlich an der Legislative beteiligt. Unter dem Einfluss der Montagnards und Robespierres radikalisierten sie sich: Einführung des Dezimalsystems auch für die Zeit, für Tage und Monate, diese wurden umbenannt. Abschaffung der Religion zugunsten eines Kults der Vernunft.
- Der Schrecken (terreur) wird offiziell als Regierungsmittel anerkannt
- Verdächtige Konterrevolutionäre durften sofort getötet werden
- Festsetzung der Lebensmittelpreise durch die Regierung
-
Die Girondisten. Viele gemäßigte Abgeordnete kamen aus dem Département Gironde. Sie waren gemäßigt, intellektuell, gebildet, sie gewannen jeden Disput gegen die Jakobiner. Problem: Die Girondisten wurden "von der Straße" nicht verstanden. → Die einfachen Leute konnten von den Jakobinern gegen die Girondisten aufgehetzt werden: Viele Girondisten wurden während der Zeit des Terreurs getötet.
Die Revolution frisst ihre Kinder
-
Die Montagnards (montagne = Berg). Mitglieder der Montagnards waren Danton, Marat, Robespierre. Das Parteiprogramm der Montagnards war der Hass auf die Girondisten. Sie unterwanderten die Mehrheit der Jakobiner → Beginn des Terreurs: 15000 Tote allein in Paris.
Liberté (Freiheit)
Égalité (Gleichheit)
Fraternité (Brüderlichkeit)
Französische Revolution
Liberté (Freiheit)
Égalité (Gleichheit)
Fraternité (Brüderlichkeit
Gesellschaft vor der Revolution
Im Ancien Régime herrschten die Bourbonen über Frankreich, das zu der Zeit ca. 25 Millionen Einwohner hatte. Die Bevölkerung war in drei Stände unterteilt (Ständegesellschaft). Der Klerus (Geistliche) machte mit 120.000 Klerikern 0,5% der Bevölkerung aus und war gemeinsam mit dem Adel (350.000 Adelige, 1,5% der Bevölkerung) von den Steuern befreit, allerdings seit Ludwig XIV. politisch machtlos. Der dritte Stand repräsentierte die restlichen 98% der Bevölkerung, die die gesamte Steuerlast trugen.
Den Großteil des dritten Standes machten die Bauern aus (20 Millionen Bauern), die auch aufgrund des merkantilistischen Systems die Hauptlast trugen und 3-fache Abgaben - an Adel (ihnen gehört der Großteil des Landes), Klerus und Staat - leisten mussten und trotz Freiheit nur 35% des Landes besaßen.
Die Tagelöhner (Dienstboten, Wäscher, Wasser-/Holzträger,...) arbeiteten 16 Stunden am Tag und mussten den Großteil ihres Einkommens für Nahrung ausgeben.
Bei der Bourgeoisie, dem aufgeklärten, reichen Großbürgertum, hatten Adel und Klerus Schulden, weshalb diese politische Mitsprache forderte.
Die Kleinbürger (Handwerker, Metzger,...) waren nicht aufgeklärt und wollten ihre Tradition und Zunftordnung erhalten.
Staatskrise
Durch immense Ausgaben für das Heer, die Marine, die Hilfe für die amerikanischen Kolonisten gegen England und den Luxus in Versailles von Ludwig XIV, der der mächtigste Herrscher Europas werden wollte, hatte Frankreich unter Ludwig XVI. kein Geld mehr. Dieser war mit Marie Antoinette, der Tochter Maria Theresias, verheiratet, desinteressiert und schwach. Reformversuche durch Finanzminister scheiterten an Adel und Klerus.
Als der Staat im Dezember 1788 nun nicht mehr zahlungsfähig war, musste Ludwig XVI. Anfang 1789 die Generalstände einberufen, die sich seit Ludwig XIV. nicht mehr versammelt hatten - eine Chance, politisch mitzureden. Als 1788 nun die Stände Abgeordnete wählten, spekulierte der König, dass die privilegierten Stände den 3. Stand ausschalten würden (jeder Stand hatte gleich viele Stimmen), was allerdings nicht eintraf, da sich ein Teil der Adeligen und Kleriker mit dem 3. Stand verbündete. Dieser erwirkte, dass er gleich viele Stimmen erhielt, wie Adel und Klerus zusammen.
Drei parallel ablaufende Revolutionen
Revolution der Abgeordneten in Versailles
Bei der Ständeversammlung am 5. Mai 1789 in Versailles machte Ludwig XVI. durch sein Auftreten klar, dass er am Absolutismus festhalten wollte, und gebot den Abgeordneten, die Staatsfinanzen zu sanieren, die daraufhin mehrere Wochen ergebnislos diskutierten. Der dritte Stand bestand darauf, nach Köpfen statt nach Ständen abzustimmen. Nach mehreren Wochen war die Geduld der Abgeordneten des 3. Standes aufgebraucht, sie erklärten, sie wären die einzige Vertretung des Volkes (98%) und dass es sich bei der Versammlung um eine Nationalversammlung und keine Zusammenkunft der Stände handle. Als der König den Versammlungsraum zusperren ließ, trafen sich die Abgeordneten im Ballhaus (Tennissaal) und schworen, sich bis zur Vollendung einer Verfassung nicht zu trennen, und wurden damit zur Konstituante (verfassungsgebende Nationalversammlung).
Revolution der Pariser Bürger
Als die Bürger die Neuigkeiten von Versailles hörten, ergriffen sie die königlichen Waffen im Invalidendom und stürmten damit am 14. Juli 1789 (französischer Nationalfeiertag) die Bastille, ermordeten daraufhin Staatsbeamte und trugen deren Köpfe auf Lanzen durch die Stadt. Als im Oktober 1789 das Brot in Paris wieder knapp wurde, wollten die Bürger die königliche Familie aus Versailles holen, deren Fluchtversuch misslang und daraufhin nach Paris übersiedelt wurde. Ludwig XVI. wurde zum Bürger Louis Capet degradiert, seine Frau denunziert, später beide hingerichtet.
Revolution der Bauern
Die Revolution breitete sich aus, Bauern plünderten Schlösser, zündeten sie an und töteten Adelige, falls diese nicht ins Ausland flohen. Daher einigten sich die Abgeordneten der Nationalversammlung auf die Menschenrechte, die Verstaatlichung des Kirchenguts und die Ausstellung von Assignaten (Anteilsscheinen → Papiergeld) darauf, die Abschaffung des Klerus (Pfarrer/Priester → Beamte → Eid auf die Verfassung) und die Einführung des Metrischen Systems.
Nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. 1793 wurde Frankreich vom (gewählten) Nationalkonvent regiert, das aus den folgenden Parteien bestand:
- Jakobiner (→ Versammlungsort St. Jakobus): revolutionär, anit-monarchistisch, wesentliche Beteiligung an der Legislative; Radikalisierung durch Montagnards/Robespierre → Einführung des Metrischen Systems auch für Zeit/Tage/Monate, Abschaffung der Religion (Kult der Vernunft); der Schrecken wird Regierungsmittel, verdächtige Konterrevolutionäre wurden sofort getötet, Lebensmittelpreise durch die Regierung festgesetzt
- Girondisten (→ meist aus dem Département Gironde): gemäßigt, intellektuell, gebildet, gewannen jeden Disput gegen Jakobiner; vom "einfachen Volk" nicht verstanden → Aufhetzung gegen sie durch die Jakobiner → Tötung vieler Girondisten während des Terreurs (→ Die Revoltuion frisst ihre Kinder)
- Montagnards (→ montagne = Berg; saßen oben): Parteiprogramm = Hass auf die Girondisten; Mitglieder: Danton, Marat, Robespierre; unterwanderten Mehrheit der Jakobiner → Terreur → 15.000 Tote allein in Paris
Große Revolutionen: Übersicht
Von der Aufklärung beeinflusste Revolutionen
Amerikanische Revolution
Die Bürger der Stadt Boston waren wütend darüber, nicht im britischen Parlament vertreten zu sein, und trotzdem mit der Britischen Krone zahlen zu müssen und hielten daher am 17. Dezember 1773 ein Schiff der East India Trading Company fest und kippten die Ladung (Tee) ins Wasser (→ Boston Tea Party). Schlussendlich führte das zur Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 1776, in der jedem Menschen die gleichen Menschenrechte zugeschrieben und die Trennung von Kirche und Staat verankert wurden.
Französische Revolution
Die Bauern wollten die Macht der Grundherren beseitigen, Politiker forderten die Abschaffung des Absolutismus. In der Nationalversammlung mit den Geistlichen, die sie zur gültigen Volksvertretung erklärten, beschlossen sie am 26. August 1789 die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, Gewaltenteilung, Religions-, Meinungs-, Pressefreiheit und Volkssouveränität in 17 Artikeln, die Revolution endete nach vielen Konflikten erst 1799.
Revolution von 1848
Nach dem Scheitern von Napoleon wurde in vielen europäischen Ländern der Neoabsolutismus im Zuge der Restauration hergestellt, wogegen sich die Menschen auflehnten, was in Deutschland und Österreich scheiterte (die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche kam zu keinem Ergebnis, da die Könige und Fürsten nicht zustimmen wollten). Österreich wurde erst 1867 zur konstitutionellen Monarchie.
Weitere Revolutionen
Industrielle Revolution
Durch die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt und Verfahren zur Eisen- und Stahlgewinnung in Massen in Großbritannien gingen die Länder ab Ende des 18. Jahrhunderts von Agrar- zu Industriegesellschaften über. Vor der Anhebung der Lebensstandards drifteten die Proletarier (besitzlose Arbeiter) und Kapitalisten (Fabrikanten) zunächst auseinander, bis es zu politischen Gegenbewegungen aufgrund von unkontrollierter Ausbeutung und sozialer Verelendung der Arbeiter kam.
Von Sozialismus/Kommunismus bedingte ideologische Revolutionen
Aufgrund des Elends der Arbeiter entwickelten Karl Marx und Friedrich Engels eine heute als Marxismus bekannte Wirtschafts- und Gesellschaftstheorie, die besagt, dass alle Menschen politisch und wirtschaftlich gleich sind, Kapital nicht durch einzelne angehäuft werden kann, und dass die Arbeiter selbst über Produktionsmittel bestimmen. Sie schrieben ihre Ideen neben anderen Schriften im Manifest der Kommunistischen Partei 1848 nieder, das auf großen Zuspruch traf unter Arbeitern → Gründung von Organisationen: Internationale Arbeiterassoziation 1864; Sozialistische Internationale 1889 ("Zweite Internationale", besteht bis heute); Kommunistische Internationale 1919 ("Dritte Internationale"; "Komintern"; Lenin), in einer Reihe von Staaten entstanden kommunistische Systeme durch revolutionären Umsturz.
Bolschewistische Revolution 1917
Nach wirtschaftlichen und militärischen Misserfolgen kam es in Russland 1916 zu Aufständen gegen Zar Nikolaus II. Die Oktoberrevolution wurde vom Kommunisten Lenin mit seiner Partei Bolschewiki dominiert, die die Alleinherrschaft übernahm (Diktatur des Proletariats), es kam zur Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR, "Sowjet" = "Arbeiterrat"), die sich zur Weltmacht entwickelte. Daneben entstanden unter ihrem Einfluss nach dem zweiten Weltkrieg die Deutsche Demokratische Republik (DDR; Walter Ulbricht), Sozialistische Republik Kuba (Fidel Castro), Volksrepublik China (Mao Zedong). Die UdSSR, DDR und die osteuropäischen kommunistischen Staaten des Warschauer Pakts bestanden bis 1989.
18. Jahrhundert
Anmerkung: Die Französische Revolution hat ein eigenes Kapitel!
Absolutismus
Im Absolutismus (frühe Neuzeit) herrscht der König souverän und ohne politische Mitwirkung anderer. Ludwig XIV. („Sonnenkönig“, 1638-1715) sagte: „L'État, c'est moi!“, also „Der Staat bin ich!“ und stellte die États géneraux (Generalstände - Adel, Kirche, Bürger) kalt. Die Macht des Herrschers kommt von „Gottes Gnaden“ und der „Staatsraison“ (Staat > Einzelne). Der Herrscher lebt in Saus und Braus und bindet den Adel an sich, durch Darlehen, Geschenke, oder indem er ihn an den Hof holt. Adel und Kirche werden durch Steuerfreiheit zufriedengestellt, also tragen alleine die Bauern und Bürger, die von Adel und Kirche beherrscht/unterdrückt wurden (Leibeigenschaft, Folter, Fronarbeit). Die Bürokratie lief zentralisiert beim König zusammen und wurde z.B. in Frankreich von den Kardinälen Richelieu und Mazarin aufgebaut. Ämter wie z.B. Kardinäle waren käuflich, daher wurden immer mehr davon eingeführt, um teure Bauten und Luxusleben zu finanzieren, wozu auch der Merkantilismus diente. Versailles wurde zum Vorbild in Europa.
Merkantilismus
Im interventionistischen und dirigistischen Wirtschaftsmodell von Jean-Baptiste Colbert wird davon ausgegangen, dass heimische Ressourcen und Fabriken nicht genug genutzt werden, und diese sollen optimiert werden. Des Weiteren sollen Produkte billig importiert, in heimischen Manufakturen aufgewertet werden (zu Luxusgütern), um wieder exportiert zu werden (aktive Handelsbilanz). Daher werden:
- heimische Manufakturen und der Export heimischer Produkte gefördert
- Importe hoch bezollt
- Binnenzölle abgeschafft
- Währungen und Gewicht im Handel vereinheitlicht
- Infrastruktur ausgebaut
- Kolonien zum Kauf von Gütern aus dem Mutterstaat verpflichtet
...während die Löhne niedrig gehalten werden (Last auf den Bauern).
Der Merkantilismus belastete internationale Beziehungen und war die eigentliche Ursache zahlreicher Kriege und die Grundlage des Imperialismus.
Aufklärung
Die Aufklärung folgt zwischen ca. 1750 und 1800 dem Absolutismus. Die Menschen glauben immer mehr daran, dass Phänomene auch durch ihren Verstand erklärt werden können (Newton'sche Gravitationsgesetze), also gewinnen die Naturwissenschaften und die Philosophie an Bedeutung. René Descartes (1596-1650) begründet die Denkweise „Ich denke, also bin ich“, den Rationalismus.
Auswirkungen auf Kunst, Musik,...
Architektur: Rokoko - grazile Bauweise, „zurück zur Natur“ -> „verwilderte“ Gärten
Musik:
- Vorklassik (ca. 1740-1780): Empfindsamkeit, Sturm und Drang; z.B. Bach Söhne, C. P. Emmanuel, W. F. Bach
- Klassik (Wiener Klassik, ca. 1780-1827): J. Hayden, W. A. Mozart, L. Beethoven, F. Schubert
Literatur: Sturm und Drang ab ca. 1770 - gefühls- und ausdrucksstark; z.B: Schiller - Wallensteins Tod, J. W. Goethe - Die Leiden des jungen Werther
Die Aufklärung von unten
Die Aufklärer (Bildungsbürgertum) wollen den Menschen aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit heraushelfen, kritisiert werden Traditionen in Staat, Gesellschaft und Religion, sowie der Glaube an Wunder, der Aberglaube und der Hexenwahn. Auch wird religiöse Toleranz gefordert. Des Weiteren sollen geistige Freiheit, Frieden, Toleranz... = humane Verhältnisse geschaffen werden. Bekannte englische Schriftsteller sind Jonathan Swift („Gullivers Reisen“) und Daniel Defoe („Robinson Crusoe“). In England entsteht auch der Freimaurerbund, der bald in ganz Europa nachgeahmt wird, mit dem Ziel, die Aufklärung zu verbreiten.
Bedeutende Aufklärer
- Diderot und D'Alembert: 35-bändige Enzyklopädie - soll Wissen der Zeit im aufklärerischen Sinn darstellen und verbreiten
- John Locke (1632-1704): England; Gesellschaftsvertrag kann vom Volk gekündigt werden, falls König das „Naturrecht jedes Bürgers“ („Menschenrechte“) verletzt; fordert Gewaltenteilung
- Montesquieu (1689-1755): greift Gedanke von Locke auf; fordert Gewaltenteilung in Legislative, Exekutive, Judikative
- Voltaire (1694-1778): verspottet katholische Kirche („Aberglauben“)
- Jean Jacques Rousseau (1712-78): Volkssouveranität (=Volksherrschaft) anhand des „volonte general“ (=allgemeiner Wille); Mensch von Natur aus gut, nur durch Gesellschaft verdorben -> zurück zur Natur
- Physiokraten: kritisieren Merkantilismus, fordern Befreiung der Bauern
- Adam Smith (1723-90): Liberalismus - freie Entfaltung der Wirtschaft
- Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716): verbreitet Aufklärung in Deutschland
- Immanuel Kant (1724-1804): Sittengesetz (jeder Mensch muss frei von Egoismus handeln, sodass es als Gesetz für alle gelten könnte) - auch wichtig für Freimaurer und Bürgertum
Der Aufgeklärte Absolutismus
Herrscher unterstützten die Aufklärung, da sie sich durch gebildete Bürger eine effizientere Wirtschaft (Bewirtschaftung der Felder, Fabriken,...) und damit höhere Gewinne durch Steuern erhofften. Daher führte Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) die Schulpflicht ein.
Aufgeklärte Monarchen
Joseph II: ab 1780 Kaiser; Sohn und Mitregend von Maria Theresia
- „Notwendigkeit der Staatsführung“ statt „Gottes Gnaden“
- Abschaffung der Leibeigenschaft und Todesstrafe (außer „Aufruhr“), Einführung Berufungsgerichte
- Toleranzpatent für alle christlichen Konfessionen + Judentum
- Gründung AKH Wien, Waisen-/Invalidenhäusern, Irrenhaus („Narrenturm“)
- Säkularisation (Verweltlichung) von reinen Betorden (Klöstern) - kein gesellschaftlicher Nutzen => Auflösung
- Volk empfand Reformen als Druck, wirkten überstürzt -> musste kurz vor Tod 1790 viele zurücknehmen
Friedrich II von Preußen („Alter Fritz“, 1712 - 1786):
- Abschaffung der Folter, Hexenprozesse und Leibeigenschaft
- Flächendeckende Gründung von Schulen
- Religiöse Toleranz & Offenheit für Einwanderer (Hugenotten, Salzburger Exulanten) -> Wirtschaftlicher Aufschwung - Preußen wird wichtig
Katharina II von Russland („Katharina die Große“, 1729 - 1796):
- Briefverkehr & Finanzielle Unterstützung mit den Aufklärern Voltaire, Diderot, Montesquieu
- Bedingte Religionsfreiheit (Toleranzedikt)
- Wohlfahrtsprojekte (Krankenhäuser, Obdachlosenasyle,...)
Weitere Ereignisse
Der Spanische Erbfolgekrieg
Nach dem Tod des letzten Habsburgers aus der spanischen Linie um 1700, Karl II., der einen französischen Nachfolger ernannt hatte, beanspruchte auch der Spanier Leopold I. die Krone, was zum Spanischen Erbfolgekrieg zwischen den Seemächten England, Holland und Spanien gegen Frankreich führte. Nach mehreren Todesfällen wurde Karl VI. (österreichische Habsburgerlinie) zum Kaiser gewählt, der dem zwischen Frankreich und den Seemächten geschlossenen Frieden von Utrecht beitreten musste, da sonst eine Vormachtstellung der Habsburger drohte. Ein neues europäisches Gleichgewicht aus den vier Großmächten entstand, später kam Preußen dazu.
Die Pragmatische Sanktion
Karl VI. erklärte die österreichischen Erbländer für unteilbar und Frauen für legitime Nachfolger in der Pragmatischen Sanktion, für die er viele Bestechungsgelder zahlen musste an andere Länder. Daher hatte Österreich keine gute Armee, und Maria Theresie musste sich im Österreichischen Erbfolgekrieg behaupten. Nach dem Einmarsch des bayrischen Kurfürsten Karl Albrecht in Oberösterreich flüchtete sie nach Preßburg, wo sie sich durch politische Zugeständnisse die Hilfe der Ungarn holte, die ihn wieder vertrieben. Dann musste sie gegen Friedrich II. von Preußen kämpfen, der Schlesien annektierte.
Der Siebenjährige Krieg
Nachdem 1745 der Ehemann Maria Theresias, Franz von Lothringen, römischer Kaiser wurde, wollten sie sich Schlesien zurückholen, und zwar im Siebenjährigen Krieg gegen Friedrich II. Der Krieg wurde auch in den Kolonien ausgetragen und ist wechselvoll verlaufen, Franzosen und Engländer kämpften gegenseitig um ihre Kolonien. Preußen behielt Schlesien nach Kriegsende aus Erschöpfnung 1763.
Zusammenfassungen für Tests
Geschichte-Test am 23.05.2025
Der Absolutismus
Im Absolutismus (frühe Neuzeit) herrscht der König souverän und ohne politische Mitwirkung anderer. Ludwig XIV. („Sonnenkönig“, 1638-1715) sagte: „L'État, c'est moi!“, also „Der Staat bin ich!“ und stellte die États géneraux (Generalstände - Adel, Kirche, Bürger) kalt. Die Macht des Herrschers kommt von „Gottes Gnaden“ und der „Staatsraison“ (Staat > Einzelne). Der Herrscher lebt in Saus und Braus und bindet den Adel an sich, durch Darlehen, Geschenke, oder indem er ihn an den Hof holt. Adel und Kirche werden durch Steuerfreiheit zufriedengestellt, also tragen alleine die Bauern und Bürger, die von Adel und Kirche beherrscht/unterdrückt wurden (Leibeigenschaft, Folter, Fronarbeit). Die Bürokratie lief zentralisiert beim König zusammen und wurde z.B. in Frankreich von den Kardinälen Richelieu und Mazarin aufgebaut. Ämter wie z.B. Kardinäle waren käuflich, daher wurden immer mehr davon eingeführt, um teure Bauten und Luxusleben zu finanzieren, wozu auch der Merkantilismus diente. Versailles wurde zum Vorbild in Europa.
Der Merkantilismus
Im interventionistischen und dirigistischen Wirtschaftsmodell von Jean-Baptiste Colbert wird davon ausgegangen, dass heimische Ressourcen und Fabriken nicht genug genutzt werden, und diese sollen optimiert werden. Des Weiteren sollen Produkte billig importiert, in heimischen Manufakturen aufgewertet werden (zu Luxusgütern), um wieder exportiert zu werden (aktive Handelsbilanz). Daher werden:
- heimische Manufakturen und der Export heimischer Produkte gefördert
- Importe hoch bezollt
- Binnenzölle abgeschafft
- Währungen und Gewicht im Handel vereinheitlicht
- Infrastruktur ausgebaut
- Kolonien zum Kauf von Gütern aus dem Mutterstaat verpflichtet
...während die Löhne niedrig gehalten werden (Last auf den Bauern).
Der Merkantilismus belastete internationale Beziehungen und war die eigentliche Ursache zahlreicher Kriege und die Grundlage des Imperialismus.
Die Aufklärung
Die Aufklärung folgt zwischen ca. 1750 und 1800 dem Absolutismus. Die Menschen glauben immer mehr daran, dass Phänomene auch durch ihren Verstand erklärt werden können (Newton'sche Gravitationsgesetze), also gewinnen die Naturwissenschaften und die Philosophie an Bedeutung. René Descartes (1596-1650) begründet die Denkweise „Ich denke, also bin ich“, den Rationalismus.
Auswirkungen auf Kunst, Musik,...
Architektur: Rokoko - grazile Bauweise, „zurück zur Natur“ -> „verwilderte“ Gärten
Musik:
- Vorklassik (ca. 1740-1780): Empfindsamkeit, Sturm und Drang; z.B. Bach Söhne, C. P. Emmanuel, W. F. Bach
- Klassik (Wiener Klassik, ca. 1780-1827): J. Hayden, W. A. Mozart, L. Beethoven, F. Schubert
Literatur: Sturm und Drang ab ca. 1770 - gefühls- und ausdrucksstark; z.B: Schiller - Wallensteins Tod, J. W. Goethe - Die Leiden des jungen Werther
Die Aufklärung von unten
Die Aufklärer (Bildungsbürgertum) wollen den Menschen aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit heraushelfen, kritisiert werden Traditionen in Staat, Gesellschaft und Religion, sowie der Glaube an Wunder, der Aberglaube und der Hexenwahn. Auch wird religiöse Toleranz gefordert. Des Weiteren sollen geistige Freiheit, Frieden, Toleranz... = humane Verhältnisse geschaffen werden. Bekannte englische Schriftsteller sind Jonathan Swift („Gullivers Reisen“) und Daniel Defoe („Robinson Crusoe“). In England entsteht auch der Freimaurerbund, der bald in ganz Europa nachgeahmt wird, mit dem Ziel, die Aufklärung zu verbreiten.
Bedeutende Aufklärer
- Diderot und D'Alembert: 35-bändige Enzyklopädie - soll Wissen der Zeit im aufklärerischen Sinn darstellen und verbreiten
- John Locke (1632-1704): England; Gesellschaftsvertrag kann vom Volk gekündigt werden, falls König das „Naturrecht jedes Bürgers“ („Menschenrechte“) verletzt; fordert Gewaltenteilung
- Montesquieu (1689-1755): greift Gedanke von Locke auf; fordert Gewaltenteilung in Legislative, Exekutive, Judikative
- Voltaire (1694-1778): verspottet katholische Kirche („Aberglauben“)
- Jean Jacques Rousseau (1712-78): Volkssouveranität (=Volksherrschaft) anhand des „volonte general“ (=allgemeiner Wille); Mensch von Natur aus gut, nur durch Gesellschaft verdorben -> zurück zur Natur
- Physiokraten: kritisieren Merkantilismus, fordern Befreiung der Bauern
- Adam Smith (1723-90): Liberalismus - freie Entfaltung der Wirtschaft
- Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716): verbreitet Aufklärung in Deutschland
- Immanuel Kant (1724-1804): Sittengesetz (jeder Mensch muss frei von Egoismus handeln, sodass es als Gesetz für alle gelten könnte) - auch wichtig für Freimaurer und Bürgertum
Der Aufgeklärte Absolutismus
Herrscher unterstützten die Aufklärung, da sie sich durch gebildete Bürger eine effizientere Wirtschaft (Bewirtschaftung der Felder, Fabriken,...) und damit höhere Gewinne durch Steuern erhofften. Daher führte Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) die Schulpflicht ein.
Aufgeklärte Monarchen
Joseph II: ab 1780 Kaiser; Sohn und Mitregend von Maria Theresia
- „Notwendigkeit der Staatsführung“ statt „Gottes Gnaden“
- Abschaffung der Leibeigenschaft und Todesstrafe (außer „Aufruhr“), Einführung Berufungsgerichte
- Toleranzpatent für alle christlichen Konfessionen + Judentum
- Gründung AKH Wien, Waisen-/Invalidenhäusern, Irrenhaus („Narrenturm“)
- Säkularisation (Verweltlichung) von reinen Betorden (Klöstern) - kein gesellschaftlicher Nutzen => Auflösung
- Volk empfand Reformen als Druck, wirkten überstürzt -> musste kurz vor Tod 1790 viele zurücknehmen
Friedrich II von Preußen („Alter Fritz“, 1712 - 1786):
- Abschaffung der Folter, Hexenprozesse und Leibeigenschaft
- Flächendeckende Gründung von Schulen
- Religiöse Toleranz & Offenheit für Einwanderer (Hugenotten, Salzburger Exulanten) -> Wirtschaftlicher Aufschwung - Preußen wird wichtig
Katharina II von Russland („Katharina die Große“, 1729 - 1796):
- Briefverkehr & Finanzielle Unterstützung mit den Aufklärern Voltaire, Diderot, Montesquieu
- Bedingte Religionsfreiheit (Toleranzedikt)
- Wohlfahrtsprojekte (Krankenhäuser, Obdachlosenasyle,...)
Weitere Ereignisse im 18. Jahrhundert
Der Spanische Erbfolgekrieg
Nach dem Tod des letzten Habsburgers aus der spanischen Linie um 1700, Karl II., der einen französischen Nachfolger ernannt hatte, beanspruchte auch der Spanier Leopold I. die Krone, was zum Spanischen Erbfolgekrieg zwischen den Seemächten England, Holland und Spanien gegen Frankreich führte. Nach mehreren Todesfällen wurde Karl VI. (österreichische Habsburgerlinie) zum Kaiser gewählt, der dem zwischen Frankreich und den Seemächten geschlossenen Frieden von Utrecht beitreten musste, da sonst eine Vormachtstellung der Habsburger drohte. Ein neues europäisches Gleichgewicht aus den vier Großmächten entstand, später kam Preußen dazu.
Die Pragmatische Sanktion
Karl VI. erklärte die österreichischen Erbländer für unteilbar und Frauen für legitime Nachfolger in der Pragmatischen Sanktion, für die er viele Bestechungsgelder zahlen musste an andere Länder. Daher hatte Österreich keine gute Armee, und Maria Theresie musste sich im Österreichischen Erbfolgekrieg behaupten. Nach dem Einmarsch des bayrischen Kurfürsten Karl Albrecht in Oberösterreich flüchtete sie nach Preßburg, wo sie sich durch politische Zugeständnisse die Hilfe der Ungarn holte, die ihn wieder vertrieben. Dann musste sie gegen Friedrich II. von Preußen kämpfen, der Schlesien annektierte.
Der Siebenjährige Krieg
Nachdem 1745 der Ehemann Maria Theresias, Franz von Lothringen, römischer Kaiser wurde, wollten sie sich Schlesien zurückholen, und zwar im Siebenjährigen Krieg gegen Friedrich II. Der Krieg wurde auch in den Kolonien ausgetragen und ist wechselvoll verlaufen, Franzosen und Engländer kämpften gegenseitig um ihre Kolonien. Preußen behielt Schlesien nach Kriegsende aus Erschöpfnung 1763.
Geschichte-Test am 24. Juni 2025
Französische Revolution
Liberté (Freiheit)
Égalité (Gleichheit)
Fraternité (Brüderlichkeit
Gesellschaft vor der Revolution
Im Ancien Régime herrschten die Bourbonen über Frankreich, das zu der Zeit ca. 25 Millionen Einwohner hatte. Die Bevölkerung war in drei Stände unterteilt (Ständegesellschaft). Der Klerus (Geistliche) machte mit 120.000 Klerikern 0,5% der Bevölkerung aus und war gemeinsam mit dem Adel (350.000 Adelige, 1,5% der Bevölkerung) von den Steuern befreit, allerdings seit Ludwig XIV. politisch machtlos. Der dritte Stand repräsentierte die restlichen 98% der Bevölkerung, die die gesamte Steuerlast trugen.
Den Großteil des dritten Standes machten die Bauern aus (20 Millionen Bauern), die auch aufgrund des merkantilistischen Systems die Hauptlast trugen und 3-fache Abgaben - an Adel (ihnen gehört der Großteil des Landes), Klerus und Staat - leisten mussten und trotz Freiheit nur 35% des Landes besaßen.
Die Tagelöhner (Dienstboten, Wäscher, Wasser-/Holzträger,...) arbeiteten 16 Stunden am Tag und mussten den Großteil ihres Einkommens für Nahrung ausgeben.
Bei der Bourgeoisie, dem aufgeklärten, reichen Großbürgertum, hatten Adel und Klerus Schulden, weshalb diese politische Mitsprache forderte.
Die Kleinbürger (Handwerker, Metzger,...) waren nicht aufgeklärt und wollten ihre Tradition und Zunftordnung erhalten.
Staatskrise
Durch immense Ausgaben für das Heer, die Marine, die Hilfe für die amerikanischen Kolonisten gegen England und den Luxus in Versailles von Ludwig XIV, der der mächtigste Herrscher Europas werden wollte, hatte Frankreich unter Ludwig XVI. kein Geld mehr. Dieser war mit Marie Antoinette, der Tochter Maria Theresias, verheiratet, desinteressiert und schwach. Reformversuche durch Finanzminister scheiterten an Adel und Klerus.
Als der Staat im Dezember 1788 nun nicht mehr zahlungsfähig war, musste Ludwig XVI. Anfang 1789 die Generalstände einberufen, die sich seit Ludwig XIV. nicht mehr versammelt hatten - eine Chance, politisch mitzureden. Als 1788 nun die Stände Abgeordnete wählten, spekulierte der König, dass die privilegierten Stände den 3. Stand ausschalten würden (jeder Stand hatte gleich viele Stimmen), was allerdings nicht eintraf, da sich ein Teil der Adeligen und Kleriker mit dem 3. Stand verbündete. Dieser erwirkte, dass er gleich viele Stimmen erhielt, wie Adel und Klerus zusammen.
Drei parallel ablaufende Revolutionen
Revolution der Abgeordneten in Versailles
Bei der Ständeversammlung am 5. Mai 1789 in Versailles machte Ludwig XVI. durch sein Auftreten klar, dass er am Absolutismus festhalten wollte, und gebot den Abgeordneten, die Staatsfinanzen zu sanieren, die daraufhin mehrere Wochen ergebnislos diskutierten. Der dritte Stand bestand darauf, nach Köpfen statt nach Ständen abzustimmen. Nach mehreren Wochen war die Geduld der Abgeordneten des 3. Standes aufgebraucht, sie erklärten, sie wären die einzige Vertretung des Volkes (98%) und dass es sich bei der Versammlung um eine Nationalversammlung und keine Zusammenkunft der Stände handle. Als der König den Versammlungsraum zusperren ließ, trafen sich die Abgeordneten im Ballhaus (Tennissaal) und schworen, sich bis zur Vollendung einer Verfassung nicht zu trennen, und wurden damit zur Konstituante (verfassungsgebende Nationalversammlung).
Revolution der Pariser Bürger
Als die Bürger die Neuigkeiten von Versailles hörten, ergriffen sie die königlichen Waffen im Invalidendom und stürmten damit am 14. Juli 1789 (französischer Nationalfeiertag) die Bastille, ermordeten daraufhin Staatsbeamte und trugen deren Köpfe auf Lanzen durch die Stadt. Als im Oktober 1789 das Brot in Paris wieder knapp wurde, wollten die Bürger die königliche Familie aus Versailles holen, deren Fluchtversuch misslang und daraufhin nach Paris übersiedelt wurde. Ludwig XVI. wurde zum Bürger Louis Capet degradiert, seine Frau denunziert, später beide hingerichtet.
Revolution der Bauern
Die Revolution breitete sich aus, Bauern plünderten Schlösser, zündeten sie an und töteten Adelige, falls diese nicht ins Ausland flohen. Daher einigten sich die Abgeordneten der Nationalversammlung auf die Menschenrechte, die Verstaatlichung des Kirchenguts und die Ausstellung von Assignaten (Anteilsscheinen → Papiergeld) darauf, die Abschaffung des Klerus (Pfarrer/Priester → Beamte → Eid auf die Verfassung) und die Einführung des Metrischen Systems.
Nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. 1793 wurde Frankreich vom (gewählten) Nationalkonvent regiert, das aus den folgenden Parteien bestand:
- Jakobiner (→ Versammlungsort St. Jakobus): revolutionär, anit-monarchistisch, wesentliche Beteiligung an der Legislative; Radikalisierung durch Montagnards/Robespierre → Einführung des Metrischen Systems auch für Zeit/Tage/Monate, Abschaffung der Religion (Kult der Vernunft); der Schrecken wird Regierungsmittel, verdächtige Konterrevolutionäre wurden sofort getötet, Lebensmittelpreise durch die Regierung festgesetzt
- Girondisten (→ meist aus dem Département Gironde): gemäßigt, intellektuell, gebildet, gewannen jeden Disput gegen Jakobiner; vom "einfachen Volk" nicht verstanden → Aufhetzung gegen sie durch die Jakobiner → Tötung vieler Girondisten während des Terreurs (→ Die Revoltuion frisst ihre Kinder)
- Montagnards (→ montagne = Berg; saßen oben): Parteiprogramm = Hass auf die Girondisten; Mitglieder: Danton, Marat, Robespierre; unterwanderten Mehrheit der Jakobiner → Terreur → 15.000 Tote allein in Paris
Große Revolutionen: Übersicht
Von der Aufklärung beeinflusste Revolutionen
Amerikanische Revolution
Die Bürger der Stadt Boston waren wütend darüber, nicht im britischen Parlament vertreten zu sein, und trotzdem mit der Britischen Krone zahlen zu müssen und hielten daher am 17. Dezember 1773 ein Schiff der East India Trading Company fest und kippten die Ladung (Tee) ins Wasser (→ Boston Tea Party). Schlussendlich führte das zur Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 1776, in der jedem Menschen die gleichen Menschenrechte zugeschrieben und die Trennung von Kirche und Staat verankert wurden.
Französische Revolution
Die Bauern wollten die Macht der Grundherren beseitigen, Politiker forderten die Abschaffung des Absolutismus. In der Nationalversammlung mit den Geistlichen, die sie zur gültigen Volksvertretung erklärten, beschlossen sie am 26. August 1789 die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, Gewaltenteilung, Religions-, Meinungs-, Pressefreiheit und Volkssouveränität in 17 Artikeln, die Revolution endete nach vielen Konflikten erst 1799.
Revolution von 1848
Nach dem Scheitern von Napoleon wurde in vielen europäischen Ländern der Neoabsolutismus im Zuge der Restauration hergestellt, wogegen sich die Menschen auflehnten, was in Deutschland und Österreich scheiterte (die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche kam zu keinem Ergebnis, da die Könige und Fürsten nicht zustimmen wollten). Österreich wurde erst 1867 zur konstitutionellen Monarchie.
Weitere Revolutionen
Industrielle Revolution
Durch die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt und Verfahren zur Eisen- und STahlgewinnung in Massen in Großbritannien gingen die Länder ab Ende des 18. Jahrhunderts von Agrar- zu Industriegesellschaften über. Vor der Anhebung der Lebensstandards drifteten die Proletarier (besitzlose Arbeiter) und Kapitalisten (Fabrikanten) zunächst auseinander, bis es zu politischen Gegenbewegungen aufgrund von unkontrollierter Ausbeutung und sozialer Verelendung der Arbeiter kam.
Von Sozialismus/Kommunismus bedingte ideologische Revolutionen
Aufgrund des Elends der Arbeiter entwickelten Karl Marx und Friedrich Engels eine heute als Marxismus bekannte Wirtschafts- und Gesellschaftstheorie, die besagt, dass alle Menschen politisch und wirtschaftlich gleich sind, Kapital nicht durch einzelne angehäuft werden kann, und dass die Arbeiter selbst über Produktionsmittel bestimmen. Sie schrieben ihre Ideen neben anderen Schriften im Manifest der Kommunistischen Partei 1848 nieder, das auf großen Zuspruch traf unter Arbeitern → Gründung von Organisationen: Internationale Arbeiterassoziation 1864; Sozialistische Internationale 1889 ("Zweite Internationale", besteht bis heute); Kommunistische Internationale 1919 ("Dritte Internationale"; "Komintern"; Lenin), in einer Reihe von Staaten entstanden kommunistische Systeme durch revolutionären Umsturz.
Bolschewistische Revolution 1917
Nach wirtschaftlichen und militärischen Misserfolgen kam es in Russland 1916 zu Aufständen gegen Zar Nikolaus II. Die Oktoberrevolution wurde vom Kommunisten Lenin mit seiner Partei Bolschewiki dominiert, die die Alleinherrschaft übernahm (Diktatur des Proletariats), es kam zur Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR, "Sowjet" = "Arbeiterrat"), die sich zur Weltmacht entwickelte. Daneben entstanden unter ihrem Einfluss nach dem zweiten Weltkrieg die Deutsche Demokratische Republik (DDR; Walter Ulbricht), Sozialistische Republik Kuba (Fidel Castro), Volksrepublik China (Mao Zedong). Die UdSSR, DDR und die osteuropäischen kommunistischen Staaten des Warschauer Pakts bestanden bis 1989.